Identitätskrise
In den letzten Tagen ist irgendwie total viel passiert, aber zugleich auch wieder nicht. Da wäre zum Einen der Start des Sommersemesters in dieser Woche. Nach zig Anlaufversuchen über die letzten drei Jahre verteilt, starte ich jetzt in einen neuen Go, dieses Mal aber direkt in die Vollen. Mir fehlen nämlich seit drei Jahren die unveränderte Anzahl an drei Seminaren plus Bachelorarbeit. Jetzt habe ich mir für dieses Semester diese vier Seminare ausgesucht und konnte bei wirklich allen interessante Themen wählen. Ein Hausarbeitsthema steht bereits fest, da freue ich mich bereits sehr darauf, denn das könnte genau nach meinem Geschmack sein: die Strukturen eines Themas durch nicht ganz naheliegende Themenkomplexe aufgreifen. Aber auch die anderen Seminare sind nicht weniger übel, könnten sie doch alle unter dem Dach der Interdisziplinarität stehen.
Ein zweites Thema treibt mich die letzte Woche besonders um: Wer mich auf meinen Social Media Kanälen verfolgt, wird es bereits mitbekommen haben: Ich bin in eine Partei eingetreten und habe mich dort direkt in ein weiteres Ehrenamt gestürzt, die ortsansässige Linksjugend solid hat zu viele spannende Projekte und ToDos.
Ich bin schon länger auf Instagram unterwegs und teile fleißig politischen Content, was in Zeiten von Fake News zwar wichtig ist, irgendwann aber auch nicht mehr ausreicht. Ein Video der unglaublich sympathischen Sookee hat dann einen Schalter umgelegt: Nach dem Ampel-Aus im Herbst letzten Jahres hatte sie angekündigt, der Linken beigetreten zu sein. Sie sei schon Jahre (Jahrzehnte wären keine Übertreibung) als Bewegungslinke politisch aktiv gewesen (Wer einen einzigen vollkommen unpolitischen Song in ihrer Discografie findet, der/dem gebe ich ein alkoholfreies Getränk aus), hatte sich immer am politischen Geschehen orientiert, aber nie wirklich in parteipolitische Auseinandersetzuing getreten. Durch den starken Aufschwung der rechtsradikal-wirtschaftsliberalen Parteien könne sie dies aber nicht mehr so verantworten und wolle daher den Wahlkampf der Linken mit ihrer bestehenden Reichweite aufmischen. Diese Selbstreflexion der eigenen politischen Haltung und die konsequente Handlung hat mich beeindruckt und später dann auch inspiriert. Zwar war ich bis vor Kurzem noch auf der Suche nach Arbeit für Struktur und konnte mir kein politisches Engagement zusätzlich vorstellen, aber nun weiß ich, dass ich nur noch wenige Semester hier studieren werde und durch meine Universitätsstruktur bereits gut geplant bin. Also - nach vielen Anläufen, die spätestens beim roten Absenden des Mitgliedsatrags endeten - bin ich also eingetreten und direkt in der solid aktiv geworden.
Es tut verdammt gut, unter diesen lieben Menschen zu sein. Also nicht, dass meine Bergsportblase das nicht ist. Zu merken, dass die ganzen anderen Soliden super ähnlich zu mir ticken - dauernd politisch analysieren, sich für die Gesellschaft einsetzen - das macht etwas in mir. Ich weiß nicht was, nur dass es wirklich gut tut.
Die Sache führt aber auch irgendwie in die Sinnkrise: Ich habe in den letzten Wochen kaum Klettermeter ansammeln können, da ich mich nicht in der Halle zu den entsprechenden Gruppenzeiten aufhalten konnte, weil einfach zu viel los war. Auch abseits der Stoßzeiten tat mir der Aufenthalt in der Halle mit ihrer komischen Akustik nicht gut. Was dann eben dazu führt, dass ich weniger Sport mache, was ich eigentlich gerne doch ausüben wollen würde. Nun findet das Plenum der solid immer am Mittwochabend statt, genauso wie ein Plenum einer AG, die ich auch gerade mitnehme. Während den Plenen gibt es Rückzugsräume, die Atmosphäre ist super ruhig und ich kann trotz niedriger Energiereserven teilhaben. Das versöhnt dann irgendwie doch wieder, dass ich die sportlich-sozialen Aspekte derzeit nicht so gut schaffe. Und es ändern sich ja auch ständig Dinge.
Eine weitere Sache stimmt mich allerdings doch ... neugierig?! Denn: ich habe ein paar Seminare, die als Blöcke an Wochenenden stattfinden. Was dazu führt, dass ich nur sehr wenige freie Wochenenden während des Semesters haben werde. Wie ich trotzdem an meine nötige Portion Berge kommen werde, muss ich sehen. Immerhin sind die Wochenendseminare wirklich interessant - sogar eines zum Kreativen Schreiben! Mal sehen, was aus den ganzen Entwicklung weiterentwickelt. Denn es gilt wie immer: Panta rhei - Alles befindet sich im Fluss.
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