Rubihorn (1957m) klassische Nordwand, 400m M3-4

Oder: Neues vom Antennenschlumpf

Da wir an Tag zwei auf den Gipfel wollen und nicht genau einschätzen können, was uns in der Carpe Diem erwartet, entscheiden wir uns für die klassische Nordwand. Vor der haben wir auch noch ordentlich Respekt, weil eben ein lang gehegtes Ziel. Los geht es um 7:30 am Parkplatz, von wo aus schon erkennbar ist, dass wir nicht die einzigen sein werden. Im Schotterfeld unter der Wand konkretisiert sich diese Vorahnung schnell, wir sehen mindestens fünf Seilschaften vor uns. Also ist erstmal Warten angesagt; Zeit, die Aussicht zu genießen. 

Jaaaa, überbelichtet. Aber aus einer Nordwand fotografieren ist halt so.

Seillänge 1 ist absolut unspannend und die nutze ich hauptsächlich, um unser Seil zu ordnen. 50m mit einer Stelle M1 und sonst halt Stapfen. Auch sonst heißt es auch hier am ersten Stand: Warten und in Geduld üben.

Die ersten Meter der ersten Länge.

SL 2 stellt theoretisch die Crux der Tour dar, wenn sie denn geklettert wird. M4 wäre hier zu klettern, wenn nicht der gängige Weg die Stelle mit kurz M3 umgehen würde

Ordentlich Betrieb am ersten Stand

SL 3 hat dann kurz einen Aufschwung (M3), in dem es sogar Eis gibt! Der ist leider superkurz, darf aber auch ungesichert erklommen werden. Danach heißt es wie so häufig am heutigen Tage: Stapfen, und zwar 40m!

Topoguckpause! Durch Zufall entstandenes Bild.

Seillänge 4 macht André ganz kurz, damit wir im letzten Aufschwung nicht komischen Seilzug um ein paar Ecken haben. Eigentlich nur 20m ....... genau, Stapfen, waren das. 

Seillänge 5 ist dann wieder mein Auftrag, direkt vom Stand geht es hier hoch, und zwar zur Ausnahme mal mehr als nur drei Meter Kletterei! Drei Bohrhaken stecken hier auf den eventuell zehn Metern, ein vierter steckt nach dem Aufschwung und ein fünfter steckt auf der rechten Seite.

Darf ich vorstellen: der Antennenschlumpf! Hier zu sehen im Aufschwung der fünften Seillänge.

André im Ausstieg von Seillänge fünf.


Nach der fünften Seillänge ist die Kletterei eigentlich vorbei, die Wand aber nicht. Was das heißt? Dreimal raten wird vermutlich nicht vonnöten sein: 
Stapfen! 
Zwischen 40° und 45° steil geht es im Schnee mal mehr, mal minder direkt hinauf, ein paar Felsriegel werden umgangen, einer wird mal kurz überklettert (M2 auf zwei Metern).

André stapft nach einer Ausziehpause hinterher.

Irgendwann ist dann auch genug gestapft.

Irgendwann dann aber zeigt sich aber auch schon das Gipfelkreuz und dann sind es nur noch 70 Meter zum Gipfel. Etwas erstaunt, schon nach drei Stunden in der Wand inklusive Stau hier oben zu stehen, sind wir schon. Schließlich hatten wir (unnötigerweise) ein paar wenige Haken und anderes Sicherungsmaterial im Rucksack. 

André am letzten Grasbüschel vor dem Gipfel, unten zu sehen ist ein kleines überbewertetes Ferienörtchen im Allgäu sowie im rechten Bildhintergrund u. A. der Hohe Ifen

Blue Man Group?

Hier oben sonnt es sich angenehm, was wir auch gern ausnutzen. Nach genug Sonne geht es dann an den Abstieg, der einmal um den Berg herum führt, auch an den oberen Gaisalpfällen vorbei. Die stehen aber nur äußerst dünn da, wenn überhaupt. Der klassische obere Fall ist nicht durchgehend gewachsen, nur eine WI3-4 links davon wird von einer Seilschaft beklettert. Reizt uns nicht so wirklich. Auch die "Wunderkerze" (WI5), in die ich vor zwei Jahren bereits eingestiegen bin und wegen eines Risses in der Säule wieder abgeklettert bin, steht abgesehen von der ersten Säule nicht.
Also weiter über den Wanderweg, am Gaisalpsee vorbei und Richtung Auto und in's Warme!

Facts: Rubihorn, klassische Nordwand
Länge: 400m Wand, davon ca. 200m Kletterei auf 5 Seillängen 
Erstbegehung: ?
Schwierigkeiten: M3-4 
Absicherung: Stände mit einem Bohrhaken, der längere Aufschwung der letzten Seillänge ist gut eingebohrt. Sonst wenig bis kein Material.
Material: 10 Exen, eventuell Cams 0.3 bis 3
Fazit: Nette Wand! Überregional bekannt und vermutlich die erste Mixedkletterei vieler Menschen aus dem Groraum Stuttgart. Mit etwas Erfahrung gibt es aber netteres zu klettern.

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