Drei Längen Rubi Love (M7) am Rubihorn 1957m

Oder: Sch(n)ee hier

Äußerst lange habe ich die Mixedklettereien am Rubihorn im Hinterkopf, zumal ich dort Zugang zu einer Unterkunft habe und sich das dann auch logistisch eher lohnt als ohne. Heuer wurde es dann endlich was, mit André im Tau geht's am Freitag um 6 in der Früh los gen Osten.
Es hat seit etwas mehr als einer Woche nicht mehr geschneit und zuletzt gab es auch wenig Wind, was vermuten lässt, dass die Bedingungen nicht ganz schlecht sein können. Knappe dreieinhalb Stunden Fahrt später am Parkplatz Gaisalpe zeigt das Thermometer -9°C an, ordentlich!
Im Zustieg wird's spätestens im steilen Aufstieg über das Blockfeld doch warm, wobei wir hier froh sind, nicht an den höchsten Punkt zu müssen, an dem die unter Anderen die klassische Nordwand startet, sondern zu einer markanten Rinne im linken Wandteil. Dort befinden sich zwei Normalhaken als Markierung zum Start, wo wir Seil und Equipment auspacken. Die erste Seillänge sieht von hier unten recht entspannt aus, nicht zu steil. Weiter oben sieht die Sache dann aber schon anders aus.

Die Wand aus den Zustieg

André auf dem Weg zur markanten Schlucht, dem Einstieg. Bei genauem Hinsehen lässt sich der Cruxüberhang mit dem Eis in Seillänge drei erkennen.


SL1: Der Weg in die Rinne ist zuerst gut gangbar, der Schnee ist gefroren und hält, leider ist das bald Geschichte. Vor dem ersten Klemmblock braucht das Vorankommen schon gut Zeit, da der Schnee nicht mehr hält und jeder Schrittversuch nach vorn weiter unten endet als der vorherige. Irgendwann bekomme ich dieses Problem überlistet, wie im Kamin stemme ich mich weit ausgespreizt höher und der erste Klemmblock rückt näher.  An dem gibt's keine Sicherung und der Übergang aus dem haltlosen Schnee in den Fels ist nicht ganz ohne, aber klappt nach etwas Überlegen gut. Weiter geht's im Programm mit tiefem Stapfen, diesmal allerdings wesentlich länger. Zum Abschluss der Seillänge geht's einen Aufschwung rauf, der unten mit Normalhaken abgesichert ist, kurz darüber soll ein Bohrhaken stecken. Der Stand befindet sich unangenehm unter dem Felsdach, es ist hier schlecht möglich zu stehen so hoffe ich doch, dass André die erste Seillänge schnell nachsteigt und die zweite vor.

André im letzten Aufschwung vor dem ersten Stand.

SL2: Immer der Rissverschneidung, die links hochzieht, gilt es hier zu klettern. Schön und clean belassen, gut so! Zwei V-förmige Verschneidungen werden erklettert, die leicht nach rechts führen, jeweils mit einem Bohrhaken abgesichert (M4+). Einige Grasbüschel fehlen, weshalb sich die Sache nicht so entspannt klettern lässt wie angekündigt und loser Schotter stattdessen nicht zum Hooken einlädt. Mich am Gras erfreuen würde ich mich beim Klettern sonst nie... Stand ist unter dem Überhang, der auch den Weiterweg markiert. André hat sich für seinen ersten Vorstieg im Mixedgelände gemeistert!

André in seiner ersten Mixedlänge im Vorstieg, dem Riss von Seillänge zwei.

SL3: Imposant geht es hier gerade durch den Überhang. Es stecken zwei Bohrhaken eng, sodass auch genullt werden kann, frei geht die Geschichte mit M7 über die Bühne. Gelingt mir auch im Onsight, schön! Großartig einfach wird es nicht, M5+ bleibt obligatorisch zu klettern, an bzw. über rutschigem 3er-Cam. Der nächste Aufschwung ist mit einem Bohrhaken abgesichert, den ich erst aus dem Eis klopfen muss. Drüber weg ist wieder steileres Stapfen angesagt, ehe der Abschlussriegel kommt. Irgendwo hier soll ein weiterer Bohrhaken sein, aber der lässt sich nicht auffinden und der Fels ist zu geschlossen für Sicherungen jeder Art, auch für Haken, also nehm' ich mir kurz Zeit und suche den sicherst gangbaren Weg durch den plattigen Felsen. Der Ausstieg in's Schneefeld ist auch nicht ganz einfach, aber die letzten Meter führen im Gestapfe zum nächsten Stand.

Hier ist der anspruchsvolle Teil in Länge drei passé.

Hier entscheiden wir uns, für heute umzudrehen und entspannt abzuseilen und einzukaufen, um morgen irgendetwas zum Gipfel klettern zu können. Bis hierher waren die Längen wirklich schön, teilweise wirklich anhaltend und meist ansprechend zu klettern. Die Linie fertigzuklettern würde mich sehr reizen!

Facts: Rubihorn "Rubi Love"
Länge: 385m auf 11 Seillängen
Erstbegehung: Marcel Dettling, Tobias Bailer 2018
Schwierigkeiten: M7 oder M6 A0 
Absicherung: solide Grundabsicherung, längere anspruchsvolle Passagen sind auch selbst abzusichern
Material: 10 Exen, Cams 0.3 bis 3
Infos und Topo vom Erstbegeher: https://mdettling.blogspot.com/2018/03/rubihorn-rubi-love-m7-11-sl-erstbegehung.html
Fazit: Schöne Kletterei, nicht ohne Anspruch. Steht auf jeden Fall auf dem Plan, weiterzuklettern!

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