Vorder Feldschijen - "Sännätuntschi" 6c+
Es gibt sie nur wenig, die Splitter-Risse im Alpenbogen. Eines der (bekannteren) Exemplare befindet sich im bombenfesten Urner Granit hoch über dem Göscheneralptal am Vorder Feldschijen in der Route "Sännätuntschi". Und was für eines!Frequentiert wird die Route seit ihrer Veröffentlichung in der Routensammlung der "Modernen Zeiten" aus dem Hause Panico vermutlich häufiger als zuvor, viel findet sich im Netz dazu allerdings nicht. Ob's daran liegt, dass Riss- und Tradklettern im Alpenraum nicht so angesagt wie andernorts,auf der anderen Seite des Atlantiks, ist oder einfach an der etwas abelegeneren Lage mit wesentlich erreichbareren gebohrten Klettereien in der Nähe liegt, lässt sich nur mutmaßen.
Los geht's um 3:30 Uhr in Freiburg, die Fahrt zieht sich etwas, aber irgendwann gegen 7:30 Uhr laufen wir los gen Berg. Bald sind dann auch die Zapfen eins bis drei identifiziert und folglich dann auch erreicht. Die erste Seillänge unschön im Moos, unklarer Verlauf, feucht - wenig einladend. Ganz im Gegensatz die erste "richtige" Seillänge - für Rissmenschen zumindest: ein Splitter, wie er sich seltener in den Alpen findet!
David im Splitter der zweiten Seillänge, 6c+. |
Auf den letzten Metern der zweiten Seillänge passen Faust und Hand wieder. |
David zieht das Ding sauber im Onsight weg, ich mache am ersten Zug den Abgang, noch zu viel feucht am Schuh. Dann geht's aber von unten erneut los, über Hand und Faust, bis ich irgendwann mit Chicken-Wings im Riss stecke, die Faust passt nicht mehr. Weiter hinten im Riss versuch' ich's nochmal mit einer, drehe die Hand rum und flieg' raus. Wäre ich kein so ein Jam-Freak (Mom's selbstgemachte stellt alles in den Schatten) und hätte andere, nicht weniger offensichtlichere Riss-Techniken angewandt, wär's vielleicht auch sauber durchgegangen. Aber das macht nix, so hab' ich immerhin 'nen guten Grund, hier nochmal raufzuwandern!
Die zweite Seillänge wartet mit einem genialem Splitter-Handriss auf, ehe eine plattigere (ist ja alles relativ, im Vergleich zum Plattenschleicher hat's hier aber Henkel) Linksquerung vermutlich die Crux darstellt. Recht gut, noch entspannter wäre es allerdings ohne von der ersten Risslänge pumpenden Händen gewesen.
Die zweite Seillänge wartet mit einem genialem Splitter-Handriss auf, ehe eine plattigere (ist ja alles relativ, im Vergleich zum Plattenschleicher hat's hier aber Henkel) Linksquerung vermutlich die Crux darstellt. Recht gut, noch entspannter wäre es allerdings ohne von der ersten Risslänge pumpenden Händen gewesen.
Seillänge drei ist etwas uneindeutig, ein Bolt steckt an komischer Stelle.
In Seillänge vier fluche und fliege ich - bestimmt fünfmal - in den Haken. Ziemlich blöd stelle ich mich hier an, 6b sollte doch eigentlich gehen und stehen kann ich eigentlich! Wären wir doch zuerst im Siebenschläfer gewesen... So hab' ich hier leider den Team-Onsight mit dem ersten Sturz am Haken hängen lassen, ärgerlich! Irgendwann dann bin ich en libre (wie sich das so schön schimpft, andere kennen's als alles frei - af) drüber und genieße das Auf-und-ab und die 3D-Kletterei auf den Pfeiler zum Stand.
David macht kurzen Prozess mit der Plattenquerung und dem Riss der nächsten Seillänge, der auch nicht von schlechten Eltern ist, allerdings kommt da später nochmal einer, der da locker mithalten kann!
Die sechste Länge ist ein kurzes Intermezzo, mehr Steigen als Klettern. Führt aber zum genialen Splitter-Handriss der siebten Länge!
Der führt nach einem Schritt ins Nichts vom Stand weg perfekt steil nach oben! Wieso hier zwei Haken stecken, fragt sich da, die braucht's nicht, schon gar nicht aufgrund der zwei Racks, die mensch sowieso mindestens zur zweiten Seillänge schleppt!
Die letzte Länge - irgendwo 5c - ist noch reine Formsache, ehe es aufs Band geht.
David mag noch den ultrasteilen Splitter weiter rechts auschecken, aber die losen Blöcke darin machen die Sache dann doch etwas heikel und wir seilen mit etwas Materialverlust ab.
Vorder Feldschijen Turm III - "Sännätuntschi"
Schwierigkeit: 6c+
Länge: ca. 290m
Erstbegehung: Kari Giger, Robert Jäggi, Stefan Geissler 1985
Absicherung: sinnvoll eingebohrt an nicht absicherbaren Stellen, Risse wären auch mit weniger/ohne die vorhandenen Bohrhaken noch immer super absicherbar - Splitter eben.
Fazit: Geniale Linie, abartige Breite, zumindest für meine Händchen dann doch eher Offwidth. Eine der lohnendsten Alpinklettereien, die ich bisher geklettert bin, mit großem Splitter-Anteil. Prädikat absolut empfehlenswert für Freunde des (Nicht-)Leidens an Handrückenverletzungen.
Fazit: Geniale Linie, abartige Breite, zumindest für meine Händchen dann doch eher Offwidth. Eine der lohnendsten Alpinklettereien, die ich bisher geklettert bin, mit großem Splitter-Anteil. Prädikat absolut empfehlenswert für Freunde des (Nicht-)Leidens an Handrückenverletzungen.
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