Galenstock - "Lunar Impulse", 6b+, 350m (Furkapass 3/5)
Nachdem Leon am Freitagabend zu uns stößt, sind wir uns zu dritt schnell einig, wohin es am Samstag bei bestem Wetter ohne Gewittergefahr gehen soll: zur "Lunar Impulse", welche neben der klassisch-beliebten "Galengrat-Verschneidung" raufzieht.Der Zustieg über den verschneiten Gletscher ist am frühen Morgen entspannt und wir lassen die Steigeisen im Rucksack.
Am Einstieg ist etwas Balancieren angesagt; der Bergschrund ist etwas ungünstig, aber geht. Leon klettert eine Verschneidung rechts des eigentlichen Einstiegs hoch, lässt sich gut absichern und ist auch wirklich gut kletterbar. Schnell macht er Meter, bis zur Crux (6b+) auf 2/3 der Länge. Dort machen sich die eiskalten Hände bemerkbar. Geht uns im Nachstieg nicht anders, da der Fels noch leicht feucht ist.
Die Seillänge klettert sich schön und Cora und ich kommen auch gut durch. Die Schwierigkeiten sind jedoch recht anhaltend und richtig einfach ist es nie.
Leon in "unserer" ersten Seillänge |
Vom Stand schaut die zweite Seillänge (6b+) schon nicht ganz ohne aus, eine Piazschuppe mit nasser Platte drunter. Leon zieht schnell durch, das Band auf der Platte ist größer und weniger botanisch als gedacht. Danach verschwindet er aus dem Blick, aber plötzlich geht's los und das Seil rennt nur so nach oben. Irgendwas von "Handklemmer" und "genial" hören wir, ehe die Laute ins Fluchen über "glitschig", "glatt" und Co. wechseln.
Im Nachstieg sehen wir die Gründe für's Jauchzen und Fluchen: der Handriss klettert sich wirklich genial, die folgende Verschneidung mit zwei ziemlich nass-glitschigen Seiten ist dafür wesentlich anspruchsvoller, gute, mittelgroße Incut-Leisten rutschen unter den Fingern weg. Ich komme mit einer komischen Schrubb-Beta recht fix hoch, leicht war's aber wirklich nicht. Aber durch den großen Druck vom Rücken an der Verschneidungswand haben die winzigen, nassen Reibungstritte auf der Platte auch gehalten.
Leon am Beginn von SL 2
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Seillänge drei bietet schöne Platten- und Schuppenkletterei, Leon cruist aus dem Schatten in die Sonne. Einige der Schuppen klingen etwas, gut dass nebendran Bohrhaken stecken und keine Cams hinter den Schuppen potenzielle Stürze abfangen müssen.
Im sonnigen mittleren Teil an einigen der unzähligen Schuppen. |
Seillänge vier bietet nochmal ähnliches Programm, ehe der erste unserer drei Blocks zuende geht. Cora darf ran, eine leichte Länge führt zum unteren Rand des Bands, welches die Wand in zwei Teile teilt. Eine kurze Kraxel-Länge führt nach links zum nächsten Stand. Von da geht's schön an Rissen in 6a-Gelände rauf. Die nächste Seillänge ist mit 5b die am leichtesten bewertete Länge und führt geradehoch, etwas in die Nähe der "Galengrat-Verschneidung".
Hier ist wieder Wechsel angesagt, ich darf ran. Die erste Seillänge ist kurz, 6a+ an Schuppen. Die zweite Seillänge, ebenfalls 6a+, fängt technisch an, führt dann recht exponiert nach oben am immer ausgeprägteren Pfeiler. Die Hakenabstände sind hier vergleichsweise recht weit, aber es lässt sich gut was dazulegen. Der Stand ist etwas links ums Eck.
Hier beginnt die letzte, sehr fotogene, Seillänge: ein Linksquergang mit Berner und Walliser Alpen im entfernten Hintergrund und dem krasserweise bereits aperen Rhonegletscher im nahen Hintergrund führt in eine Verschneidung, die oben wieder nach Links verlassen wird. Hier hat es eine große, gefährlich hohle Schuppe. Wäre unter uns keine Seilschaft gewesen, hätten wir sie gerne gen Tal befördert, aber es herrschte Betrieb. Vorsicht, die Schuppe klingt allein vom Anschauen und bietet mehrere potenzielle gute Griffe! Direkt danach ist aber der letzte Stand erreicht und es geht weiter Richtung Abseilpiste.
im Quergang der letzten Seillänge. Im Hintergrund der bereits apere Rhonegletscher und die Berner Alpen. |
Auf dem Band in Wandmitte treffen wir zwei Franzosen, die nur mit Einfachseil klettern und ihren Pickeln am Rucksack zu folgern, wohl volles Commitment auf den Galenstock-Gipfel setzen, um die dort für 50m-Einfachseile eingerichtete Abseilpiste zu erreichen, spannender Zeitplan!
Noch skurriler ist allerdings die italienische 3er-Seilschaft: der Vorsteiger sichert seine Nachsteigenden über ein Köpfl nach. Passt ja noch. Dann aber steigen beide mit jeweils einem Halbseilstrang über das Köpfl hinweg und sind somit ungesichert. Um dies zu vermeiden, legt der Eine über eine offensichtlich große, im Dreck steckende hohle Schuppe eine Schlinge und hängt das Seil ein. Die Andere legt zur Redundanz einen Cam hinter jene Schuppe. Somit sind beide noch immer ungesichert, würden aber im Falle eines Sturzes zusätzlich noch eine fette Schuppe mitreißen. Die Situation wird nicht besser, da die Franzosen wohl gemerkt haben, dass sie ihrem Zeitplan hinterherhinken und keine Sekunde länger warten können, denn der Vorsteiger klettert plötzlich zentral über Cora vom Stand weg. Froh, endlich nichtmehr bei diesen gefährlichen Manövern zusehen zu müssen und aus der Schusslinie der Franzosen zu kommen, seilt sie ab; ich schaue mir noch voller Unwohlsein eine Weile das Treiben an und bin äußerst froh, als das Seil frei ist und ich fliehen kann.
Noch skurriler ist allerdings die italienische 3er-Seilschaft: der Vorsteiger sichert seine Nachsteigenden über ein Köpfl nach. Passt ja noch. Dann aber steigen beide mit jeweils einem Halbseilstrang über das Köpfl hinweg und sind somit ungesichert. Um dies zu vermeiden, legt der Eine über eine offensichtlich große, im Dreck steckende hohle Schuppe eine Schlinge und hängt das Seil ein. Die Andere legt zur Redundanz einen Cam hinter jene Schuppe. Somit sind beide noch immer ungesichert, würden aber im Falle eines Sturzes zusätzlich noch eine fette Schuppe mitreißen. Die Situation wird nicht besser, da die Franzosen wohl gemerkt haben, dass sie ihrem Zeitplan hinterherhinken und keine Sekunde länger warten können, denn der Vorsteiger klettert plötzlich zentral über Cora vom Stand weg. Froh, endlich nichtmehr bei diesen gefährlichen Manövern zusehen zu müssen und aus der Schusslinie der Franzosen zu kommen, seilt sie ab; ich schaue mir noch voller Unwohlsein eine Weile das Treiben an und bin äußerst froh, als das Seil frei ist und ich fliehen kann.
Das weitere Abseilen verläuft ohne Vorkommnisse und wir sind recht früh an der Sidelenhütte und auch am Zelt.
Galengrat- "Lunar Impulse"
Schwierigkeit: 6b+
Länge: ca. 350m
Erstbegehung: Claude und Yves Remy, 2013
Absicherung: durchgehend logisch, Risse sind oftmals selbst abzusichern. Schwierige Stellen sehr gut abgesichert.
Fazit: Sehr schöne Route in wilder Umgebung. Besonders in der Headwall geniale Kletterei, aber auch die unteren Längen sind sehr schön und abwechslungsreich.
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