Chli Bielenhorn, "Chrampfader" 6a+ (Furkapass 1/5)

Fünf Tage Furkapass, mit motivierten und ambitionierten Leuten. Genügend Ziele hat's da oben ja, aber wo anfangen? Leicht einklettern macht zwar Spaß, aber noch mehr Spaß macht's, wenn das ganze im traditionellen Stil geschieht, daher fällt die Wahl für den ersten Tag auf die "Chrampfader", mit 5 Seillängen und 6a+, auch obligatorisch zu klettern. 
Die Südwand des Chli Bielenhorn ist das erste Stück größeren Felsens, welches mensch von der Straße am Sidelenbach erreicht. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch baut sich die Wand direkt über uns auf, der Einstieg ist schnell gefunden. Ein Schneefeld macht den "Umbau" von Zustiegsschuhen auf Kletterschuhe und das Einsteigen auch direkt spannend, die Kletterei würzt eine ordentliche Sandauflage. Theoretisch zu wissen, dass die Schuhe auf fast senkrechtem Fels halten nützt eben nix, wenn ein halber Zentimeter Sand die Sache zu einem Kugellager macht. Unter einem kleinen Dach quert die Route nach rechts, wo es immer leicht rechts haltend weitergehen soll. Die Sache sieht allerdings äußerst sandig aus und ist auch gar nicht so offensichtlich-logisch, wie von unten gedacht, ich entscheide mich für den weniger sandigen Weg gerade hoch mit leichter Linkstendenz. Geht gut zu klettern, ist auch ab und an absicherbar und nach 45m erreiche ich einen sanierten Stand, den ich keiner Route zuordnen kann. 

Cora übernimmt Seillänge Nummer zwei, nachdem wir uns gegen "abseilen und erste Seillänge richtig klettern" entschieden haben und versucht, nach rechts an den Pfeiler zu queren, an dem die Route ab der zweiten Seillänge einem Verschneidungssystem folgt. Ungeplante, aber äußerst schöne und gut abzusichernde Kletterei führt tatsächlich zum richtigen Stand der "Chrampfader". Die Detour über unsere zwei Verhauer-Seillängen werden insgesamt nie schwerer als 5a/b gewesen sein, aber schöne Kletterei war definitiv dabei. 

Im Quergang "unserer" zweiten Seillänge.

Seillänge drei beginne ich mit einem schmalen Handriss direkt am Pfeiler, ehe ich in die Verschneidung quere und hier in schöner Kletterei bald den nächsten Stand erreiche. 

schönste Verschneidungskletterei in SL 3.

Ab hier geht's weiter der Verschneidung nach, die am kleinen Dach nach rechts verlassen wird und auf einer Platte wieder nach links zum Stand. Dies stellt vermutlich die klettertechnische Crux dar, die sich auch nicht sonderlich absichern lässt. Es gibt aber genügend Leisten, so muss nur die richtige Sequenz gefunden und eingeleitet werden.

Spreizkletterei in der Verschneidung im ersten Teil der vierten SL.

Blick zurück auf SL4, unten noch im Schatten der Verschneidung, oben die Platte.

Die letzte Seillänge ist für 6a nicht geschenkt und erfordert direkt vom Stand kurz Offwidth-Kletterei. Immer wieder gelange ich auf Bänder, von denen manche recht kniffelig verlassen werden. Das letzte Band ist zudem noch mit ziemlich losen, hohlen Schuppen garniert und die knifflige Kletterei vom Band weg lässt sich nicht absichern, was die Sache recht delikat macht. Geht aber auch und so erreiche ich den Stand. Hier treffen wir unsere zweite Seilschaft in der "Perrenoud" (6a). 

Beginn von SL 5.


Manche Schuppen in SL 5 wollen kritisch beäugt werden.

Wir entscheiden uns für den Weiterweg über die zwei letzten Seillängen der "Sacremotion", beide 6a. Direkt in der ersten Seillänge macht Cora Bekanntschaft mit den komischen Normalhaken-Bohrhaken, die hier immerhin im zwei-Meter-Abstand stecken und so ein ziemliches Kontrastprogramm zu den letzten fünf Seillängen bieten. Schöne, steile Kletterei leitet zum nächsten Stand, den sich die "Sacremotion" wieder mit der "Perrenoud" teilt.

Die letzte Seillänge führt nach Links ums Eck, wo plattig eine ziemlich kräftige Piaz-Schuppe angeklettert wird. Die führt auf ein großes Band, wo des Seilzugs wegen eigentlich ein Stand hingehört hätte. Stattdessen geht's weiter rauf, an der Kante weist ein Bohrhaken den Weg. In einer Verschneidung links davon klettert sich die Sache etwas entspannter und es lässt sich auch ein Cam legen, ehe der Grat zum Vorgipfel führt. Hier endet auch die "Perrenoud" und die Abseilfahrt beginnt. 

Am letzten Stand.

Beim abendlichen Regenguss gibt's noch Besuch vom unscheuen, listigen Furka-Fuchs, der sich bereitwillig ablichten lässt. Tag komplett und erfolgreich!

Chli Bielenhorn - "Chrampfader"
Schwierigkeit: 6a+
Länge: ca. 150m
Erstbegehung: ?
Absicherung: Stände gebohrt, dazwischen mit ein, zwei Ausnahmshaken clean. 
Fazit: Lohnend für die/den, wer den Grad beherrscht und sich auch nicht von etwas freierer Absicherung und komischerer Kletterei aus der Ruhe bringen lässt.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Mein satirischer Jahresrückblick 2024

Stockhorn (2190m) - Tschabold, 200m M4