Schüsselkarspitze (2552m) Westgratturm - Siemens-Wolf V-
Oder: die Möglichkeit der Entspannung
Am Samstag müssen Lukas und ich irgendwann runter zum Auto und sowohl das Parkticket erneuern als auch Essen für den Rest der Zeit holen. Damit die Aktion nicht allzu spät stattfinden muss, suchen wir uns als entspannte Kletterei die klassische Siemens-Wolf-Führe am Westgratturm der Schüsselkarspitze aus.
Nachdem wir bereits recht früh wach sind und nicht untätig rumstehen wollen, sind wir auch recht früh am Wasserkochen. Es ist der erste Tag bisher, an dem der Himmel bewölkt ist und es etwas stärker windet. Das sorgt aber für eine grandiose Lichtstimmung am Morgenhimmel.
Bei einem solchen Anblick lässt es sich direkt besser essen und planen!
Die Siemens-Wolf-Führe war in den letzten Tagen, in denen wir vor Ort waren, dauerbesetzt, daher vermuten wir trotz der leichten Schwierigkeiten (max V-) doch schöne Kletterei.
Am Einstieg entscheiden wir uns fürs Klettern mit Jacke (Ende Oktober, unverschämt!) statt T-Shirt wie die letzten Tage.
Die erste Länge zeigt schon, welche Absicherung wir zu erwarten haben: in einer Rampe geht's in IIIer-Gelände mit zwei Bohrhaken auf 15m zum ersten Stand. Dass wir umsonst ein kleines Keil- und Camsortiment mitgenommen haben, ist uns bereits jetzt recht klar.
Lukas nimmt Seillänge zwei in Angriffz über eine Platte mit kurzer Stelle IV in eine Rinne und lurz vor deren Ende nach rechts raus zum Stand unter einer Wasserrillenplatte.
Ich darf in Seillänge drei die in Angriff nehmen, allerdings führt die Linie recht weit unten über die Platte stark nach rechts, sodass ich jedes Mal wenn Flow aufkommt wieder abklettern muss, um weiter nach rechts zu kommen, trotzdem schöne III+! Der Stand befindet sich in einer schönen Gufel.
In Seillänge vier klettert Lukas nach links ums Eck, was bereits die Crux der Länge darstellt, IV+. Weiter hoch geht's zum Stand in einer Nische.
In Seillänge fünf darf ich nach rechts um's Eck und in IIIer-Gelände nach oben zum vorletzten Stand.
Die sechste und letzte Seillänge ist zugleich mit V- die Crux der Siemens-Wolf-Führe und auch mit 45m die längste Seillänge. Einem breiten Riss entlang geht's nach oben, ehe der Riss sich vebreitert und zum Kamin wird. Danach sind wir am Top, wieder mit Aussicht auf die Garmischer Hausberge und das Oberreintal.
Über Teile des Westgrats geht es, teils abseilend teils absteigend, an einem mit Steinen improvisierten Helikopterlandeplatz (den scheint es hier wohl häufiger zu brauchen?) vorbei zur Wangscharte. Dort seilen wir trotz Tipp, lieber dreimal 20m abzuseilen, einmal 60m ab (Seil kommt ohne jegliche Schwierigkeiten oder Verhänger runter).
Effizient den Rucksack am Einstieg wieder gepackt und ab geht's zum Biwakplatz, ehe wir (mit kleineren Umweg) am Parkplatz ankommen, den gierigen Automaten mit Münzen füttern und uns Essen sowie jeder ein Heißgetränk seiner Wahl gönnen (Lukas Kaffee, ich Tee). Da es unten im Gaistal wegen des Flusses und Schattens kühler ist als am Biwakplatz, verweilen wir nicht allzu lang und machen uns wieder die 600 Höhenmeter zu unserem Biwakplatz auf. Nach Sonnenuntergang sehen wir noch zwei Lichter beim Abseilen und wartn noch, ehe die bei uns vorbeikommen.
Nach der Frage, ob sie irgendwas brauchen und der negativen Antwort darauf kriechen wir dann auch schon wieder in die Schlafsäcke und versuchen zu schlafen. Spoiler für den nächsten Tag: wird nicht klappen bei mir!
Schüsselkarspitze Westgratturm - Siemens-Wolf-Führe
Schwierigkeit: V-
Länge: ca. 200m
Erstbegehung: E. von Siemens und H. von Wolf 1922
Absicherung: E2+. Stände mit mindestens einem Klebehaken ausgestattet sowie die neuralgischen Stellen. Wer auch in einfacherem Gelände Sicherungen möchte, kann die vorhandene Absicherung mit einigen langen Schlingen und Keilen sowie Cams ergänzen.
Fazit: Nette, kurze, klassische Kletterei am Westgratturm der Schüsselkarspitze. Eine der wenigen Routen für weniger Ambitionierte oder, für mich für ein evtl nächstes Mal, am laufenden Seil durchrennen.
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