Rissklettern im Valle del Orco, Tag 4: Droide

Tag 4 unseres Aufenthalts im "Valle" fängt für mich eher gedämpft an. Der Sektor "Droide" schaut, beim Näherkommen, nicht wirklich so interessant aus. Aber das täuscht, wie sich bald herausstellt.

ein kleiner Teil unsere Ausrüstung

Leon steigt in die "Ribaltone", 6a+, ein, die er im Nachhinein allerdings eher weniger empfiehlt. "Dodgy gear" und nicht so lohnenswert. Ich überlege zuerst, aber mich macht die rechte der zwei offensichtlichen Verschneidungen, die "Diedroladruida" mehr an, auch mit 6a+ bewertet. Die Crux darf direkt am Einstieg geklettert werden, top gesichert direkt an einem Cam (zwei Bohrhaken hat es hier, falls ein ganz großer Cam im Rack fehlt). Den teste ich direkt mal, denn mein Fuß kommt. Etwas angeeckt geht es weiter, relativ einfach. Im Mittelteil gibt es einige wirklich lose Blöcke, die aber auch markiert sind. Ganz oben finden sich dann noch zwei fixe 0,5er Cams direkt beieinander. Verwunderlich, denn die Stelle ist weder schwer noch ausgesetzt und so kann ich hier die zwei gleichen Panikplacements wirklich nicht nachvollziehen. 0,4 passt perfekt.

Flo in einem zweiten (weil so schön und cooler No-Hand-Rest) Go in der "Diedroladruida"

Als zweite Route klettert Leon die "Las'Landra", 6b; eine von unten dünn und hohl wirkende Schuppe, die sich nach einem fixen 0,3er-Cam in einer Platte verläuft. "Psycho" ist sein Fazit. Spätestens danach bin ich mir sicher: ich möchte einen Go starten. Nach Leons Einschätzung bin ich jedoch etwas skeptisch und entscheide mich, zuerst einen Versuch im Toprope zu machen und dort die Placements zu suchen und testen und zu evaluieren, ob alles passt. Nach diesem, wirklich guten, Versuch starte ich wenig später in den Vorstieg. 

doch ein wenig respekteinflößend, die "Las'Landra" zieht aus der etwas verwachsenen Verschneidung in halber Wandhöhe in die Platte und von dort wieder in die Verschneidung

Auf den ersten zehn Metern lässt sich nicht wirklich gutes Material unterbringen. Hier ist die Kletterei zwar noch nicht übermäßig schwierig, aber ohne Sicherung doch schon nicht ganz ohne. Ruhig bleiben und durchziehen zum ersten Placement. Die Schuppe zieht nach diesem in einem Bogen nach links, mit Riesentritten, oben in die Platte und wird steiler. Irgendwann werden die in der Traverse perfekten Tritte rarer und schlechter, sodass ich bald zwei, drei Züge mit Klemmern mache, ehe ein Layback am einfachsten scheint. Am fixen Cam starte ich allerdings meine geplante Sequenz zu niedrig und lande in einem Gaston, als mir bewusst wird, dass ich zu niedrig für den Zug auf die Platte bin. Zum Glück eignet sich der Gaston perfekt, um an der Schuppe links noch mit den Füßen hochzuwandern und wie im Flow spule ich diese ungeplante Lösung ab, ehe überhaupt kurzes Zögern aufkommen kann. Die Cruxsequenz kann ich jetzt fast wie geplant angehen. Fuß auf der Platte sortieren, Gewicht drauf verlagern und mit den runden Leisten rüber an die gute Kante. Wie im Flug (aber ohne ebensolchen) ist die Sequenz geschafft, die letzte Sicherung ein paar Meter weiter links unten und der Rest ist komisch loses steiles Gelände. Kurz einen Cam in der Verschneidung gelegt und zum Top. Erstaunlich schnell ist die Kletterei um. Drittes persönliches Highlight diesen Urlaub für mich!

Leon steigt noch in die "Un gancio per due sorelle" ein, eine 6b+ mit komischer Kaminkletterei zu Beginn und oben anstrengenden Jams (Klemmern) im doch gut steilen Gelände. Leider fängt es zu regnen an und meine Haut ist gut durch (komischerweise vor allem die Nagelbetten unter eingerissenen Nägeln), sonst hätte ich die auch noch gerne versucht. Da der Regen nicht aufhört, gehen wir zum Campingplatz und lassen den Tag ausklingen.

Leon in der "Un gancio per due sorelle". Gut überhängend!

Valle del Orco, Sektor "Droide"
Fazit: relativ neuer Sektor, viele geboltete Sportrouten, auch noch nicht frei begangene. Die eine oder andere nette cleane Risslinie (wobei sich der Ausrüstungszustand wie des öfteren hier im Tal vermutlich häufig ändert, viele der Bilder im Führer zeigen die Risse mit Haken) findet sich aber trotzdem. Für einen kurzen Tag aber recht nett. 

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