Rissklettern im Valle del Orco, Tag 2: Massi del Caporal
Kamine sind nur zum Heizen da? Ne! Bei den 'Massi del Caporal', frei übersetzt 'Blöcken des Caporal' gibt es zwei besonders schöne Ausführungen dergleichen im Granit und ein erstes persönliches Highlight für mich.
Am zweiten Tag unseres Besuchs gehen wir, dem etwas unsicheren Wetter geschuldet, an den kleinen aber feinen Sektor 'Massi del Caporal'. Kaum zehn Minuten flacher Zustieg vom Parkplatz sind zu bewältigen, bis die ersten fast direkt am Strässchen (über welches vor ein paar Jahren der Giro wohl verlief und das vermutlich aus genau diesem Grund perfekt asphaltiert ist, obwohl gesperrt) liegenden Blöcke erscheinen. Der zentrale, große Block der Mitte schindet bereits vom Zustieg aus Eindruck, sämtliche Offwidth-Risse durchziehen ihn, von 6a und absicherbar bis 6a und kaum absicherbar hin zu 7c und halbwegs absicherbar. Zwei der drei am nächsten am Weg liegenden Linien heißen Ollio und Stanlio. Ollio ist mit 5a bewertet, was für die kaminunerprobten Kletternden aber bereits unmöglich sein kann. Absichern lässt sicher der Kamin auf halber Höhe mit Microkeilen und -cams. Der rechte Kamin hingegen, Stanlio (5b), lässt sich nur auf einem Meter Höhe mit einem 6er-Cam absichern. Also gar nicht, lieber im Toprope (auch wenn mensch aus 'nem Kamin nicht rausfliegt).
Beim Kaminklettern kommt mein inneres Kind voll auf seine Kosten; irgendwie hochwurschteln und dabei noch so halb glucksend rausschauen taugt. Auch wenn meine Knie und, vor allem, Ellbogen das währenddessen und auch noch eine gute halbe Woche später noch etwas anders bewerten.
links "Ollio" mit den Klemmblöcken, rechts "Stanlio" |
Links der beiden Kamine gibt es noch einen dünnen Riss, "Il Cugnisiun", mit 6c bewertet. Auch dieser wird mit kleinen Keilen und Cams abgesichert, bis weiter oben 'größeres' Material (0,4) passt. Der direkte Ausstieg über den Riss ist eventuell 6c, aber wie im Topo eingezeichnet nach links queren wird eher 6b sein. Ganz okay absicherbar, in der ersten Hälfte der Platte ist Stürzen allerdings eher nicht drin.
Die Platte mit dem dünnen Riss der "Il cugnisiun", der Ausstieg über den Überhang nach links ums Eck |
ich sichere Leon (tarnfarben) in der "Il Cugnisiun". Foto: Flo |
Ich überlege nach einem Go im Toprope recht lange, ob ich nicht einen Versuch im Vorstieg starten möchte, lief es doch ganz gut. Irgendwann dann komme ich zum Entschluss, dass ich im unteren Teil sicher genug war, um einen richtigen Versuch mit Material legen bin. Richtige Entscheidung! Trotz einsetzendem Regens klappt's super, auch wenn ich mich vor dem Top zwischen 'Ehre' oder 'Topo' entscheiden muss und aufgrund der nassen Aufleger der direkten Variante nach oben ('Ehre') mich für die Variante 'Topo' (nach links rausqueren) entscheide. Klappt auch super und so ist meine erste, etwas interessante Route hier im Tal geschafft. Genau rechtzeitig, denn der Nieselregen entwickelt sich weiter, fast zum richtigen Regen und wir sind mit Tag zwei klettertechnisch auch wieder durch.
Valle del Orco, Sektor "Massi del Caporal"
Fazit: Viele Möglichkeiten, vor allem zwischen 5b und 7a. Einige Kamine laden zum Probieren ein, aber auch ein paar schwerere Linien sind vor Ort anzutreffen. Dank der Südexposition sind mehrere der Linien recht schnell trocken, aber trotzdem ist es eher feuchter. Die Tops können bei manchen Blöcken einfach erreicht werden, um Topropes einzurichten.
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