Schärtenpitze - Logic Line 4+
Schärtenspitze (2153m) - Logic Line 4+
Auf die Schnauze, die zweite.
Für Tag zwei des Wochenendes musste dann auch noch ein Plan her. Gruppentausch und wir dürfen mit Bergstiefeln im plattigen, nassen, teils mit Schnee bedeckten Fels. Dafür halt gut einfacher. Theoretisch.
Dass irgendwie nicht ganz mein Tag ist, merke ich morgens bereits, die Psyche spielt wieder Spielchen mit mir. Nach dem Frühstück geht's dann los gen Schärtenspitze Westwand, zur 'Logic Line'.
Am Einstieg angekommen dann bereits die erste Prüfung: gletschergeschliffener Kalk (aalglatt, null Reibung und kaum Struktur), zudem noch nass, im dritten Grad mit Bergstiefeln stellt doch schon spannende Kletterei dar. Reibungsplatten im sechsten Grad (trocken und mit Kletterschuhen) sind von der Kletterei her ähnlich.
die erste Länge führt über die nasse, glatte Platte bis kurz unter den Aufschwung. In dem befinde ich mich gerade im Vorstieg (dritte Person von unten) |
Heute klettern wir dafür in Wechselführung, heißt jeder (ja, ungegendert) in unserer Seilschaft darf mal ran ans nasse Zeug.
Die zweite Seillänge beginnt steil und griffig, im Vorstieg der reinste Genuss, selbst mit nassen und kalten Händen. Viel zu kurz die Kletterei, dann geht es bereits auf einem Band nach rechts zum Stand.
Die dritte Seillänge dann halb im Schrofengelände, halb im Fels.
Die vierte Seillänge dann tendiert im Schrofengelände immer leicht nach links, die Wasserrillenplatte anpeilend. Stand ist entweder am Block unterhalb möglich (zwei Bohrhaken, ganz gemütlich) oder direkt in der Platte (ein Muniring). Letztere Möglichkeit vereinfacht unter Umständen die Schwierigkeiten, denn dadurch wird die Traverse nach links in die Wasserrille verkürzt. Aber am Stand wird es eng und ungemütlich, da es wenig Platz zum Stehen gibt und so eher eine Art Hängestand nötig ist.
der unbequeme Stand unter der Wasserrinne. Ich erreiche gerade im Nachstieg den Stand durch die triefende Verschneidung |
Die Schlüssellänge Nummer fünf darf dann ich vorsteigen, da mein Seilpartner sich in Platten nicht ganz so wohlfühlt. Die Entscheidung kann ich definitiv nachvollziehen, wenn ich mir dieses nasse, strukturlose Exemplar zwischen uns und der Wasserrille so ansehe. Aber hilft ja nix, also fange ich an. Der erste Haken geht ganz gut einzuhängen, aber mit Bergstiefeln im nassen Plattenkalk zu klettern ist, gelinde gesagt, ungewohnt. Also setzte ich mich kurz rein, um weiter zu evaluieren, wie ich hier durchkomme. Mit Kletterschuhen wär's einfacher. Aber für einfach sind wir ja auch nicht hier. Zum zweiten Haken muss ich mich dann gut überwinden, in der griffigen Wasserrille hat es nur winzige Unebenheiten, für die Bergstiefel also nicht wirklich gut anzutreten. Da ich meine moralische Zauderei vor technischem Klettern am Tag davor leider abgelegt habe, trete ich kurzerhand auf Haken Nummer zwei und komme so aus den (für mich) schwierigen Metern. Ab hier gibt's Unebenheiten, die für die Bergstiefel wesentlich besser zu treten sind (gefühlt zumindest?!). Über eine weitere 4er-Platte geht es leicht links zum Stand. Mein Seilpartner klettert im Nachstieg alles frei durch, ohne Hängen.
Seillänge sechs dann wieder einfacheres Terrain, vom Stand geradeaus hoch mit minimaler Rechtstendenz (glücklicherweise nur die Richtung der Kletterei) durch die Rinne.
Seillänge sieben dann genauso, mehr Schrofengelände als Felskletterei. Am Ende allerdings sollte der Stand links nicht übersehen werden, bei einer Art Minikamin (ein Meter vllt.) geht es nämlich nach links. Warum, zeigt sich gleich.
Denn die letzte Seillänge, Nummer acht, führt durch kompaktesten Plattenkalk zum Ausstieg, leider echt flach. Dafür trocken.
Der Abstieg wird noch etwas spannender, denn der Normalweg auf die Schärtenspitze (bzw. von ihr runter) führt durch eine Rinne, die im Schneefall der letzten Woche gut eingeblasen wurde. So brechen wir teils hüfttief im Schnee ein. Ruckzuck geht es dafür wieder zur Blaueishütte zurück.
wie hab' ich vor ein paar Wochen noch 12 Seillängen auf ein A6-Blatt bekommen??? Schöneres Topo auf bergsteigen.com oder der (Website der) Hütte |
Schärtenspitze - Logic Line
8 Seillängen, 4+ in Seillänge Nummer fünf, sonst um 3.
Absicherung: 5/5: Stände mit Muniringen, sonst gut mit Bohrhaken, Sanduhrschlingen und vereinzelt Normalhaken.
Mit Bergstiefeln eine Herausforderung, mit Kletterschuhen vermutlich Genuss pur. Werde ich trotzdem bei einem eventuellen zweiten Besuch mit erstgenannten versuchen, ein Rotpunkt auf diese Art steht ja noch aus.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen