Finale September 2022
Keine Arbeit und viel Motivation zu Klettern gepaart mit einer Wettervorhersage a la "so lala" für den kompletten Alpenbogen und einem arbeitstechnisch mehr als überlasteten geplanten Partner stellen eher nicht so optimale Rahmenbedingungen dar. Auf der Suche nach geeigneten Ausweichzielen reise ich also mit meinen Augen auf der Karte immer weiter gen Süden, bis da plötzlich so ein großes Stück Blau auftritt. Am Übergang des grauen auf den blauen Bereich ein kleiner Schriftzug mit "Finale Ligure", dann ein Stocken. Kurz die Wetterapp geöffnet und die Aussichten für gut befunden, und schon geht die Suche nach Leuten los. Für Sportklettern im Süden findet sich dann doch schnell wer und so geht es in spontanster Manier zu dritt in den Süden.
Dass der Trip mit einer Person mit mehr oder minder absolut null Kletter- oder Sicherungserfahrung recht anders werden wird, ist bereits klar. Die Hoffnung, zumindest einen Versuch im alten Projekt zu haben aber sorgt bei mir aber für gute Laune. Zu lange währt die Sportkletterabstinenz bereits und so kommt, trotz diverser Ziele in sämtlichen Alpenregionen, doch ein klein wenig Motivation auf.
Die Fahrt gestaltet dank Auto aus der Heimat (Danke an Mom und Dad!) recht entspannt aber auch lange. So kommen wir aber noch am Abend recht zeitig um 19:30h an. Schnell ist ein altbekannter Platz für die erste Nacht gefunden, kletternde Menschen mit einem Aufenthalt in Finale werden ihn kennen. Aber Karma is a bitch und für die Nacht Wildstehen werde ich von Mücken überfallen. Nach eventuell einer Stunde Schlaf (Schätzung, mehr kann es nicht gewesen sein) frage ich mich am nächsten Morgen, ob ich mir das ganze Kribbeln nur eingebildet habe. Aber einen Tag später ist der komplette Rücken mitsamt Schultern, Oberarmen, Schienbeinen, Waden sowie Händen und Füßen (also alles, was mensch halt draußen lässt aus einem zu warmen Schlafsack *hust*) komplett verstochen, die Formulierung "hunderte" wäre hier nicht nur stilistisch richtig. Am ersten Tag dann entspanntes Einklettern, vor allem für die Mädels, am Capo Noli. Zuerst am einfachen Sektor "Easy Dalle". Dort hat es von 3c bis 6a alles, was sowohl das Anfänger*innen- als auch das Fotograf*innen-Herz begehrt: keine fünf Meter über dem Meer.
Klettern am Capo Noli. Mein Gesicht verrät: viel zu sonnig, eigentlich viel zu warm für mich. Badehose für B-Note oder das Bad im Meer direkt drunter/daneben. |
An einem weiteren Teil des Sektors, etwas weiter westlich, befindet sich die erste 7a, also der erste 8er Finales: Dancing Dalle am gleichnamigen Sektor. Der Name lässt direkt vermuten: Platte. Und dem ist auch so. Ich wollte die Route eigentlich auschecken, verwirrt vom Ausrüstungszustand vor Ort (Hakenvariationen aller Art, komische Stände an komischen Stellen auf der falschen Seite der Klippe usw. usf.) schrecken mich allerdings ein klein wenig ab. So seilen wir uns etwas weiter daneben ab und klettern die 5c direkt daneben. Schöne Kletterei, aber auch komisch gebohrt und eben auch etwas skurril. Aber das Gestein, ein Mix aus Sandstein, Quarzen und Kalk ist äußerst intressant, auch zu klettern.
Die glatte Platte im rechten Teil der Klippe beherbergt die erste 7a Finales, links daneben eine schöne 5c. Der Ausrüstungszustand bei beiden allerdings recht komisch. |
Am zweiten Tag dann schlage ich vor, in die Grotta dell'Edera zu gehen, vermutlich dem bekanntesten bekletterten "Felsen" Finales. Zum einen schön fotogen, noch wichtiger aber: SCHATTEN! GANZTAGS! Da allerdings innendrin eher schwierigere (natürlich Ansichtssache, aber für mich in der Tat) Routen warten, währt der Aufenthalt allerdings nicht lange. Für einen guten Versuch in meinem Projekt vom letzten Besuch (der bereits mehr als zwei Jahre zurückliegt), der Ranxerox (6c+), reichen sowohl Kraft als auch Zeit. Zuerst über eine gut löchrig und strukturierte Wand führt die Route in den fetten Überhang bzw. das Dach der Grotte. Ab dort ist's dann einfach nur ein Ausdauerhammer, der mich (wie damals) beim vorletzten Zug rauswirft. Ein zweiter Versuch eine Stunde später scheitert noch weiter unten, die Batterie in den Unterarmen ist alle. Mehr Sportklettern/trainieren ist also angesagt!
Tags darauf dann Ruhetag, mit einer kleinen Wanderung von Borgio ins Kloster im Ortsteil (?) Verezzi. Viel Schatten und schöne Landschaft. Davon gibts keine Bilder. Möchte schließlich auch meiner Vorstellung mit wenigen Bildern gerecht werden ;)
Am nächsten Tag folgt dann ein kleiner aber feiner Fels in der Nähe des Campingplatzes, auf der Hochebene Le Manie, Falesia del Mammut. Von 5a bis 6b gibt's hier viel, teilweise echt kräftige Lochkletterei. Ein paar schöne Bewegungen hat es (trotzdem) drin.
Am letzten Tag geht's dann nochmal wandern. Der Wanderweg, welcher direkt am Campingplatz San Martino startet und Richtung Varigotti führt, sei hiermit wärmstens empfohlen, auch im Winter. Schöne Aussicht aufs Meer und doch recht viel Schatten (JAAAAA), bevor es dann an der Küste äußerst warm wird.
Am Abend dann noch eine positive Überraschung: die selbstgemachte, glutenfreie und vegane Pizza aus der Pfanne ist besser als die aus der Pizzeria! Hier muss leider noch ein Bild hin. Das bekommt zwar keine gute B-Note, aber eventuell ja eine gute A-Note fürs Appetitmachen?
Und so schnell ist dann eine Woche vorüber. In der Hoffnung, dass das Wetter noch für meine restlichen Sommer-/Herbstpläne passt, geht's weiter.
Bis denne!
Lessons learnt: Ich hatte doch tatsächlich auch lange Kletterhosen und Jacken sämtlicher Art im Gepäck, die hätte ich mir gut sparen können. Dafür noch ein kühlerer Schlafsack, der nicht viel mehr als ein Moskitoschutz ist und es wird nachts aushaltbar kühl und weniger Gepäck wär's ohnehin.
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