Sommerloch?!

 Dass hier einige Zeit lang nichts kam, liegt nicht unbedingt an einem wie von mir provokant getitelten Sommerloch. Eher daran, dass ich gerade viel (zu viel) Politik und Aktivismus betreibe und nur wenig Bergsport. Das ändert sich bekanntermaßen aber ab und an, auch wenn mir gerade schlicht das ganze Politikgedöns um ein paar Welten wichtiger ist. Aber immer mit der Reihe.

Emotionen und / in der Politik

Nachdem ich im Frühjahr mich das erste Mal wirklich offline politisch vernetzt und engagiert habe, habe ich gemerkt wie gut mir das tut. Mit anderen Menschen über die Ohnmacht zu reden, über die Angst vor Entwicklungen hinein in den Autoritarismus. Wie sehr mich solche Themen mitnehmen wusste ich zwar schon länger zumindest grob, aber am 15. Mai am 77. Jahrestag der Nakba (Link auf Quellen weil sehr umfangreiches Thema) habe ich die volle Wucht von emotionalen, politischen Themen zu spüren bekommen und erkannt. Zu sehen, wie seit etlichen Jahrzehnten Menschen für die Anerkennung des Leids kämpfen, das ihnen widerfahren ist. Von der internationalen Gesellschaft kaum wahrgenommen zu werden. Nicht einmal für Gerechtigkeit kämpfen zu können, sondern erst einmal Bewusstsein schaffen zu müssen, dass das Leid für manche Bevölkerungsteile nicht endete. Menschen fliehen von dort, in Gaza und der Westbank - vor dem Terror der Hamas in Gaza, vor dem menschengemachten Hunger, vor den völkerrechtswidrigen Siedlungsprojekten Israels und einem Genozid, der so umstritten ist wie eine Tragödie diesen Ausmaßes es kaum sein dürfte. Zu sehen, dass Menschen sich diesem Kampf verschrieben haben, der seit Jahrzehnten aussichtslos erscheint, hat mich zutiefst berührt. Ich spüre sonst kaum Emotionen, schon gar nicht stark, bin meist einfach extrem unruhig ohne konkret zu wissen was. An einem Stand der propalästinensischen Gruppen am Tag der Nakba, mit viel Informationen zu den Vorgängen seit 1948, aber auch zur Geschichte der Völker davor, kamen mir Tränen. Das war so ungewohnt, aber ich hab's verstanden. Seitdem ist mir nochmal klarer, wie wichtig mir persönlich - aber auch all den anderen Menschen - ist, sich über große Themen in der Gesellschaft, der Politik und alldem, was dazwischen und außerhalb liegt, auszutauschen. Und naja, ich bin inzwischen sehr aktiv in der hiesigen Linksjugend ['solid], betreibe viel Vernetzung in der Szene und versuche, Öffentlichkeitsarbeit zu machen.

Uni gibt's ja auch noch

Ich habe im Sommersemester wieder zum ersten Mal seit Langem mehrere Seminare belegt, zu denen ich gerade Hausarbeiten schreibe. Ein Seminar zu Kreativem Schreiben habe ich auch belegt, da kam eine Kurzgeschichte bei rum, die ich eigentlich nicht abgeben wollte aber meine Kreativität war da eben da. Vielleicht kommt da mal was.

Bergsport

Der hat auf jeden Fall unter dem ganzen Tamtam der letzten Zeit gelitten. Ich war zwar ein paar Mal unterwegs, hab dazu ein bisschen geschrieben, aber das wird noch ein wenig warten müssen. Kommen wird auf jeden Fall was, weil mir Berge nach wie vor sehr gut tun und mich grounden. Nur sind andere Sachen gerade irgendwie allgemein wichtiger und präsenter.

Kreativität

Ja, die hat auch ein wenig gelitten in letzter Zeit. Ein paar Sachen sind aber dabei rumgekommen, die gibts hier im Anschluss. Und - wes Wunder?! - die ganzen Sachen sind alle politisch inspiriert.

Wohnraumlösung für die Jugend, frei nach B. Pistorius (hauptberuflich Laschet-Double)

Es klingelt, ich lauf zur Tür: Ein Offizier will was von mir. 
Redet von Vaterland und Stolz, irgendwas von Ex-Kanzler Scholz.
Bei all dem vielen Humbug, schalte ich auf Durchzug. 
Da holt er aus der Tasche nebst ‘nem Joint auch noch ne Flasche.
Fängt an einen durchzuziehen und sagt, um umzuziehen
Braucht es nur meine Unterschrift, kramt nach seinem Stift. 
Sämtliche Jobs bisher waren ‘ne Niete, zu wenig Geld war da für meine Miete.
Ich bin schon schwer am Überlegen: Vielleicht hilt mir das beim Überleben?
Bevor ich den Stift in die Hand nehm und ich frage, ist mir ganz unbequem:
Sind wir die Guten oder Bösen? Von meinem Weltbild will ich mich nicht lösen.
Er meint nur, während er am Joint zieht: Die Guten, vor denen niemand flieht.

In der Kaserne ist die Miete zwar gering, nicht aber das Waffentraining.
Gut, soviel war zu erwarten, irgendwie kam es ja zu den Weltkarten.
Gewalt überall um mich herum, fast so viel dass ich verdumm’
Männer mit fragiler Männlichkeit, gefangen in ihrer ew’gen Gestrigkeit.
Allgegenwärtig ist die Hässligkeit der demonstrierten Mächtigkeit. 
Und als ich dacht’ ich werd alldem überdrüssig hör ich: Diplomatie ist überflüssig!
Und die Sirenen gehen los, in meinem Hals wächst ein riesiger Kloß. 
Alle rennen zu den Wagen, die Angst schießt mir in den Magen.
Ich denke prompt: Ich will nicht an die Front!
Doch ich werde mitgezerrt von den Kameraden, die will ich jetzt auch nicht verraten.
So packe ich meinen Rucksack und es macht zack:

Die schreckliche Realität, gepaart mit skurriler Banalität:
Leben aber nicht leben lassen, ich kann es kaum fassen. 
Wie sind wir hier gelandet, in einer Denke, die ihr schon lange verstandet:
Als das, was sie ist, Feind des Menschen und der Menschlichkeit, eine pure List.
Ich liege hinter einer niedrigen Mauer, ewig kommt mir vor die Dauer.
Wir stehen unter schwerem Beschuss, das ist wahrlich kein Genuss.
Lärm wie aus der Hölle, so dass auch kein Tauber hierher wölle.
Wie sind wir hier nur angelangt, wo hat die Vernunft nur abgedankt. 
Wieso sollt’ ich auf andere schießen, nur weil ihre Heimaten anders hießen?
Was können die denn nur dafür? Was haben sie mir getan?
Wie kann ein Mensch so etwas verdienen? Getötet, auch von Minen.
Wieso ist hier nur angebracht, dass wir Gewalt anwenden mit großer Macht.
Der Kugelhagel wird schwächer, mein Offizier bewegt die Hand wie einen Fächer.
Und ich frage mich immer mehr: Sind wir die Bösen oder Bösen hier?
Ehe ich aus der Deckung geh’, loslauf’ und krepier’. Wofür?

Bär Minimum

Hallo, guck mich an. Ich bin ein Bär, ist doch klar!
Haar hier, Haar dort, Haar überall und in jedem Wort
Auf der Arbeit machte ich mir nen Namen.
Mit Arbeitszeitbetrug im großen Stil, konntet ihr vermutlich ahnen.
Inzwischen bin ich bekannt, weit über den Betrieb hinaus.
Ich bin jetzt noch berühmter als der Klaus.

Sie nennen mich Bär Minimum,
Denn ich mach das bare minimum
Fragt man mich, ob ich helfen kann
Komm ich dir nur ganz dumm an

Hallo, guck mich an. Ich bin ein Bär, ist doch klar!
Haar hier, Haar dort, Haar überall und in jedem Wort. 
Auf der Arbeit habe ich den vollen Rückhalt
Der Belegschaft, ob jung ob alt.
Denn ich mache, was sie sich denken:
Keine Zeit dem Arbeitgeber schenken!

Sie nennen mich Bär Minimum,
Denn ich mache das bare minimum
Fragt Chef mich nach Überstunden,
Bekomme ich mich gut rausgewunden.

Hallo, guck mich an, Ich bin der Bär, Bär Minimum!
Auf meine Initiative hin existiert jetzt ein Betriebsrat
Und das bedeutet Stress für’n Chef auf besondre Art!
Wenn es um Arbeitsrechte geht, schauen alle jetzt genau hin, 
Denn Überstunden für Chef sein Nacken machen wenig Sinn!
Chef muss jetzt anderweitig gucken, denn wir mucken!

Sie nennen mich Bär Minimum,
Denn ich mache das bare minimum. 
Arbeiter, organisiert euch!
Dann ist euch die Freiheit neu!

Hallo, guck mich an. Ich bin der Bär, Bär Minimum!
Der Betriebsrat funktioniert soweit ganz gut,
Der Chef trägt jetzt immer nur den gleichen Hut.
Vielleicht können wir es schaffen, den Betrieb neu zu organisieren,
Auch die restlichen Leute animieren:
Schließt euch an der Arbeiterinnenbewegung!

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