Pfälzer Sandsteinkletterei: Hochstein und Nonnenfels
Nach einer längeren Pause von Berg- und Kletteraktionen aus altbekannten neuen Gründen ging's am letzten Aprilwochenende in die Pfalz zu den dortigen Sandsteinklassikern. Meine Erwartungen an mich selbst waren recht niedrig, unter anderem deswegen konnte ich sie aber auch übertreffen. Zwei Tage Sandstein, an Felsen mit Hochbetrieb aber wenigen Geschehnissen, typisch "Sport"klettern eben.
Da das Wetter für Freitagabend noch schlecht vorausgesagt war, fahren Basti und ich erst recht spät mit dem Zug mit Fahrrad im Gepäck los, damit die Felsen noch Zeit zu trocknen haben. Nach dreieinhalb Stunden Zugfahrt (die Hälfte davon auf unelektrifizierter Strecke!) und einer knappen halben Stunde Fahrradfahren (auf ziemlich guten Radwegen!) stehen wir in Dahn vor dem Hochstein. Der ist ziemlich bekannt für seine größere Auswahl an Routen in mittelschweren Graden und daher an Wochenenden ziemlich gut besucht, die Klassiker sind dauerhaft mit Topropes blockiert.
So schaut die Situation vor Ort auch aus, als wir ankommen. Der Normalweg auf die Hochsteinnadel, ein IIIer, ist von einer größeren Gruppe blockiert. Auch der andere, etwas ernsthaftere (Pfalz E1-2) Klassiker, die PK-Kante (V+), ist durchwegs von den nicht allerschnellsten Seilschaften beklettert. Ich habe die ganz großen Friends mit, bis Größe 5, aber der der düstere Nordriss ist ziemlich feucht und daher besser nicht zu beklettern. Daher zieht es uns ans Hochsteinmassiv, wo ich am schönen windexponierten und daher trockenen "Herbstpfeiler" zu spüren bekomme, was ein pfälzer VIer-Einzelzug ist. Erstmal den Sandstein wieder lesen lernen und dann geht's auch ganz gut. Außerdem ist das Teil echt passabel abgesichert, die Einzelstelle ist direkt am ersten Ring zu klettern und kaum anderthalb Meter später steckt ein zweiter. Der Rest ist Formsache.
Direkt geht's weiter mit der "Ausgeschnattert", einer VI+. Die gibt im Mittelteil auch zu spüren, was das Plus hinter der VI zu sagen hat, aber geht auch gut. Besonders schön ist das Anklettern des ersten Hakens, eine recht glatte und delikate Platte führt über zweieinhalb Meter zu einem Querriss, an dem ein Friend gelegt werden und ins Steile zum ersten Haken geklettert werden kann. Direkt daneben erspähe ich einen schönnen Riss. Der gehört zur "Herbstwand", VII-. Der Start ist ähnlich zur vorigen Route, auch hier will die Platte zum Querriss geklettert werden. Von hier geht es bereits mit doch recht technischen Kletterzügen ins Überhängende, in eine seichte Verschneidung zwischen einer glatten Wand links und einer ziemlich gegliederten Wabenwand auf der rechten Seite. Die Mitte markiert eine sehr dünne Rissspur. Direkt zum Haken dürfen schon einige schwierigere Züge geklettert werden, sobald der erste Haken eingehängt ist sind es derer nochmals zwei bis drei und die Sache ist erledigt. Superschöne Kletterei, schön abzusichern und äußerst spaßige Sache.
Nach dieser sehr lohnenden Kletterei sehen wir unsere Chance, den Eichenriss (VI-) zu klettern. Einer der beiden recht moderaten Rissen am Massiv, der zusammen mit dem Dornenriss eigentlich dauerhaft belegt ist. Basti geht zuerst rauf, und testet an der Crux unfreiwillig dynamisch eine seiner Sicherungen. Die Route war durchgehend trocken, bis auf einen Tritt an eben jener Stelle. Das merke auch ich, da ich an derselben Stelle ebenso den Abgang in einen Cam mache. Beim zweiten Mal an der Stelle presse ich den Fuß nur so auf die Wand, damit er mir ja nicht wieder entgegenkommt, was auch hilft. Mentaltraining par excellence und auch ein Vertrauensboost in die Sicherungen.
Wir gehen am Massiv weiter nach rechts, wollen eigentlich die "Solaris" (VI+) klettern, die ist aber belegt. Nächste Wahl ist die "Land des Lächelns", ebenso VI+. Allerdings ist die Schuppe nach der moosigen Einstiegsplatte auch ziemlich feucht und glitschig und so lasse ich die Sache und schleiche die Platte zurück. Wir fragen eine Frankfurter Seilschaft, die im "Grauen Pfeiler" (VI-) ist, ob es sie stören würde, wenn wir direkt hinter ihnen einsteigen würden. Die verneinen und warnen aber gleichzeitig, dass der Einstieg bis zum ersten Ring derzeit recht ernsthaft sei, da an schwach ausgeprägten Dellen auf eine etwas moosig-flechtige und daher etwas klamme Platte gemantlet werden darf. Kann ich bestätigen, aber mit einem hohen rechten Fuß ist die Gleichgewichts-Verschiebung nach links wesentlich kleiner und somit weniger komisch. Trotzdem sehr undankbar für VI- und laut Kommentaren in der PK-Tourendatenbank auch eher VI+ undankbar und nicht ohne Commitment. Diese Einschätzung teile ich definitiv. Wer es aber erstmal zum ersten Ring geschafft hat, darf eine Top-Linie genießen, mit Schrubbkamin und klassischen Sandstein-Slopern obenraus.
Basti in Seillänge zwei des "Grauen Pfeilers" |
Nach dieser Geschichte geht's per Rad zum Einkaufen und weiter zur Zeltwiese beim Bärenbrunner Hof. Der dortige Kletterladen ist äußerst sehenswert, superschmale Gänge zwischen Kleidungsstücken und eine Riesenauswahl wie ich sie selbst in Outdoorgeschäften in Großstädten selten gesehen habe. Hier muss ich mal etwas flüssiger wieder hingehen.
Da ich vergessen habe, Hummus zu kaufen, gibt's zum Abendessen eben Karotten mit Erdnussmus.
etwas unterhalb des Grashügels wäre der Bärenbrunner Hof. Blick von der Zeltwiese. |
Am nächsten Morgen geht's zum Nonnenfels, auf den ich mich schon echt stark gefreut habe. Denn dort hat es mit dem "Jubiläumsriss" (VII-) eine der "besten Routen Deutschlands". Leider bin ich bereits mit Migräne aufgewacht und so etwas skeptisch, was die ganze Geschichte angeht. Als erste Route gehen wir den "Direkten Trichterweg" an, VI E1. Der Einstieg bis zum ersten Ring ist hier bereits eine Crux sowohl in technischer als auch und kräftiger Hinsicht, lässt sich aber super absichern. Obenraus kommt nochmals ein technischer Mantle aus überhängenden Doppelrissen. Hier rutscht mir mein selbstgebastelter Risshandschuh etwas von der Hand und ich setze mich in den direkt hier befindlichen Haken und versuche, den Handschuh etwas zu richten. Am dritten Ring hole ich meine Nachsteigerin nach. Einige Zeit schaue ich mir den direkten Ausstieg an, bin aber mit rumorendem Kopf eher wenig kreativ und finde keine Lösung für das Problem, wonach ich zum Ausstieg des "Birkenwegs" (V+) quere, der für V+ auch ordentlich technisch und kräftig, aber nicht minder schön ist.
Nach etwas Hin und Her entscheide ich mich dann etwas widerwillig, bereits jetzt am Vormittag nach Hauenstein zum Bahnhof zu fahren und mit dem Zug zurück nach Freiburg, um etwas Ruhe für meinen Kopf zu bekommen. Der Jubiläumsriss wartet auf meinen nächsten Besuch!
Auf der Radfahrt vom Bärenbrunner Hof nach Hauenstein. |
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